19. Jänner 2010
Eine Woche frei von jeder Lohnarbeit!
Da habe ich dann gleich mal fleißig Kunst gemacht...
Gescannt, die Museumssammlung erweitert und aktualisiert...
05. Februar 2010
Das ist nicht gefälscht,
das ist nur Photoshop
Beim Ordnen des Archivs in unserem Museum für maßvoll bearbeitete Dokumentarfotografie bin ich heute auf den folgenden Zeitungsausriss aus der „Presse“ gestoßen:
Wenn Sie schon öfter hier auf der Seite zu Besuch waren, kommt Ihnen das Motiv vielleicht bekannt vor: Es ähnelt stark einem Bild bzw. zwei Bildern aus meiner Fotoreportage „Wagenplatz“, die ich im letzten August für den „Augustin“ gemacht hatte. Dort sah das Ganze so aus...
... und wenn Sie die Bilder hier im Einzelnen studieren, werden Sie die Ähnlichkeiten kaum übersehen können. Der Panoramaspiegel ist eben ein gar zu attraktives Motiv und drängt sich wahrscheinlich jedem Fotoreporter auf. Mein Bild im „Augustin“ war also nun dieses hier:
(In besserer Qualität ist es, wie gesagt, in der Fotogalerie zu finden.)
Und da wir es nun aber in beiden Fällen mit Panoramaspiegeln zu tun haben, so müsste dann doch eigentlich, wenn wir genauer hinsehen, auch der Fotograf auf beiden Bildern zu sehen sein. Und tatsächlich: Im Foto aus der „Presse“ finden wir ihn, wenn wir genau hinsehen, im Spiegel hier:
Hingegen, wenn wir das Foto aus dem „Augustin“ ebenso vergrößern, ...
... dann muss unweigerlich der Eindruck entstehen, dass es sich hier um eine Fälschung handelt! Denn in diesem Panoramaspiegel ist doch tatsächlich nirgendwo ein Fotograf zu sehen! Höchstwahrscheinlich wurde er, wie es heute fast schon allgemein üblich geworden ist, mit den leicht anzuwendenden manipulativen Mitteln der Photoshop-Software aus dem Bild entfernt. Dieser Schluss drängt sich auf!
Es sei denn, der Fotograf dieses Bildes hätte die Kamera auf Selbstauslöser eingestellt und sie hier im Schatten platziert,...
...und sich dann vor dem Auslösen schnell noch aus dem Bild entfernt. Ja, diese Möglichkeit bestünde ebenfalls. Es wäre sogar denkbar, dass der Fotograf auch in diesem Bild zu sehen ist, nur eben nicht als Fotograf. Vielleicht ist es ja dieser Mann im weißen Hemd, und er hätte sich nach dem Auslösen bloß ein wenig von der Kamera weggedreht?
Ja, so könnte es sich ebenfalls verhalten. Wir sollten nie vorschnell urteilen! Und selbst wenn wir uns dieses zweite Bild aus der „Augustin“-Reportage anschauen:
... und selbst wenn wir in der privilegierten Lage sind, es mit einem garantiert unbearbeiteten Original vergleichen zu können:
... und es fällt uns dabei ein gewisser Unterschied auf, etwas, was es beim einen Bild gibt, und beim anderen nicht:
... so müssen wir ebenfalls beide Möglichkeiten in Betracht ziehen: Entweder die potentiell hosenbodenschädigenden Gegenstände wurden fototechnisch und beschönigend von der Rutsche bzw. aus dem Foto wegmanipuliert. Oder der Mann im weißen Hemd machte erst das eine Foto, wurde sich dabei der Verunreinigungen auf der Rutsche gewahr, entfernte sie für- und vorsorglich, und hat dann noch ein zweites Foto mit ohne Verunreinigungen gemacht.
22. Februar 2010
Ein Butterbrot kommt mir nicht ins Museum, denn dieses Museum will die ganze Bäckerei
Selten, allzu selten passiert es auch, (da ich ja außer hier auf der Seite nirgends auch nur irgendeine Werbung dafür mache,) dass sich Leute zu einem Besuch in meinem Museum anmelden, welche ich rein gar nicht kenne und wo ich dann erst gar nicht weiß, wie ich zu der Ehre komme, und das freut mich dann natürlich immer ganz besonders. Zuletzt war dieses in der ersten Jännerwoche der Fall.
Die beiden jungen Leute hatten sich alles ganz genau angeschaut, viel nachgefragt, oft gelacht. Nach dem Ende der Museumsshow hatten sie mir eröffnet, dass sie vom Alternativsender Okto-TV kämen, und dass sie für die Sendereihe „Butterbrot“ gern einen etwa halbstündigen Fernsehbericht über mein Museum machen würden. Ich war natürlich sofort damit einverstanden, und wir hatten dann noch eine ganze Weile über das Konzept geplaudert. Sie würden bei einer Führung mitfilmen, wie sie sie eben selbst erlebt hatten. Dann vielleicht auch bei einer der nächsten Veranstaltungen im Museum mit der Kamera dabei sein.
Eines meiner Werke im Museum hatte es ihnen besonders angetan. Die Wandcollage „Arbeit für Lohn“ entstand, wie der Name schon sagt, während der Arbeit für Lohn, der ich, da ich von der Kunst allein nicht leben kann, notgedrungen auch nachgehe, und eine ihrer Ideen für den Film war dann, dass in einer Sequenz auch dokumentiert werden könnte, wie ich dort mein Tagwerk verrichte. Aber obgleich ich diese Tatsache nie ableugnen oder auch nur verheimlichen würde, (denn hätte ich sonst ein Kunstwerk zu dem Thema in meinem Museum hängen?,) fand ich diese Idee nicht ganz so gut.
Wir verabredeten dann, uns im Februar wieder zu treffen. Bis dahin hätten sie einen fertigen Konzeptvorschlag und wir könnten dann alles besprechen, die Drehtermine fixieren, etc.
Ein paar Tage später schickte ich ihnen dann eine E-Mail mit ein paar Gedanken zu dem andiskutierten Konzept. Zu dem oben erwähnten Punkt schrieb ich: -
„Dass Ihr bei meiner Lohnarbeit [...] mitfilmen wollt, damit habe ich nicht wirklich so ein gutes Gefühl... Es ist ein wenig so, als wolltet Ihr mich zu meiner Beschäftigung am Fließband in eine Fabrik begleiten, mit deren Ertrag ich mir mein "kleines Glück" oder meine "kleine Freiheit" [...] ermögliche. Das trifft aber meine Absichten nicht: Mir geht's um's große Glück und die ganze Freiheit, die es in der Kunst und vielleicht noch Literatur und Philosophie gibt, aber sonst nirgends... [...] Nicht, dass ich den Fakt meiner Lohnarbeit verschweigen wollen würde. Ich kann in dem Film dann gern anhand des betreffenden Werkes in dem Museum erläutern, dass ich da und wie ich da arbeite. Aber wenn das in dem Museum anhand eines Werkes dargestellt würde, liefe das eben auf einer andern oder sublimierten, auf einer künstlerischen oder Meta-Ebene ab. (Wenn ich so sagen darf.)“
Ob dieser Einspruch nun zu milde und freundlich formuliert oder einfach auch nicht deutlich genug war, sei dahin gestellt. Jedenfalls bekam ich am 8. Februar eine E-Mail, in der es zu diesem Punkt hieß: -
„bezüglich deines broterwerbs: ich möchte dir gerne unsere überlegungen zu dieser szene erläutern, natürlich liegt die entscheidung im endeffekt bei dir, bzw. müssen wir uns gemeinsam überlegen worauf wir uns einigen können, sofern du dich unserer sichtweise nicht anschließen kannst.
diese lohnarbeit, wie du sie nennst, …
(Wie sollte ich sie auch sonst nennen? - Ach ja, ich vergaß, die beiden sind ja von der Redaktion „Butterbrot“.
„Broterwerb“ hätte ich wohl sagen sollen. Diese Lohnarbeit also, wie ich sie altmodisch benannte -)
… ist - wenn ich das richtig verstanden habe - bedeutsam um dir deine eigentliche künstlerische tätigkeit zu ermöglichen. ähnlich wie bei XY [hier stand der Name des Mannes, über den sie ihren letzten Beitrag gemacht hatten] der ja um das leben führen zu können wie er sich das wünscht auch diverse zusatzbrotjobs (bsp. flyer auflegen - wie er im film erzählt) hat. Unsere Zuseher sind meist Menschen die sich fragen, wie jemand denn ein Leben wie deines, oder das von XY führen kann (Der beste Beweis dafür, war eine Passantin, die XY auf der Straße angesprochen hat und meinte, dass ihr seine Lebensweise (sie hat die Folge über ihn auf Okto gesehen) sehr imponiert und sie zu einem eigenen individuellen Lebensentwurf ermutigt hat. Es gibt kaum ein schöneres Kompliment für ihn, aber auch für unsere Sendung, denn es zeigt, dass wir eins unsrer Ziele erreicht haben: …
Und dieses eine ihrer Ziele, wie es dann ausformuliert folgte, sollte man sich wirklich Wort für Wort auf der Zunge zergehen lassen, auch auf die Gefahr hin, dass einem leicht schlecht werden könnte dabei. Hier ist dieses Ziel: -
Nämlich Menschen zu portraitieren, die zwar abseits des Mainstreams ihre eigenen Träume verwirklichen, trotzdem aber keine Außenseiterrolle einnehmen oder fernab des Systems funktionieren, sondern im Gegenteil gut integriert sind und daraus ihre individuelle Vielfalt schöpfen.) …
Dass ich mir an dieser Stelle gedacht hätte: „Ob ich da wohl der Richtige bin?“, wäre eine glatte Lüge. Vielmehr war mein erster Impuls ein spontan ausgerufenes „Geht's scheißen!“ Und die E-Mail ging dann aber noch lange, lange weiter: -
Um an den Anfang der (langen) Klammer zurückzukehren: Viele Menschen fragen sich - wie ist das möglich? Wie kann ich meinem künstlerischen Schaffen nachgehen und trotzdem meine Sozialversicherung bezahlen? …
Das sind ja auch die Fragen, wie sie zielen ins Innerste der Kunst: Rembrandt, Van Gogh, Schiele oder Warhol - wie haben die bloß immer ihre Sozialversicherung bezahlt? -
Wie kann ich den Großteil meiner Zeit an der Verwirklichung meines Traums arbeiten, bzw. diesen Traum leben und gleichzeitig für meine Pension vorsorgen? ...…
Viele Leute fragen sich das ja tatsächlich. Und leider nie fragen sie sich auch mal andersrum: Wie können sie bloß den Großteil ihrer Zeit an ihrer Pensionsvorsorge arbeiten und gleichzeitig ganz naiv die Kunst weiterhin für die „Verwirklichung eines Traums“ halten? -
Daher ist es uns sehr wichtig auch deinen Broterwerb in die Sendung zu integrieren. Darüber hinaus hast du ja obendrein einen sehr originellen Job, der das bunte Porträt über deine Vielseitigkeit noch abrundet. Um auf das Konzept zurück zu kommen - Wir haben uns das folgendermaßen vorgestellt: Den einen Teil bildet der Mueumsbesuch. Den zweiten Teil (so würden wir gerne beginnen) bildet eine kurze Szene bei deiner Arbeit, ...…
(was also der zweite Teil ist, der aber am Anfang kommt, -)
… danach begleitet dich die Kamera [...] auf den Nachhauseweg. Dabei erzählst du von deinem Leben, deinem Traum, deiner Vergangenheit - einfach über Victor Halb. Erst dann setzt quasi der Museumsbesuchsteil ein (wow, komplizierter kann mans wahrscheinlich gar net erklären) und wir begleiten dich bei den Vorbereitungen und dem Empfang deines Besuchs. Es folgt also der Museumsrundgang und die Sendung endet mit dem Verabschieden des Gasts und dem Dichtmachen des Museums (für diesen tag (-: sodale, das is jetzt aber ein langer text geworden. langer rede kurzer sinn, bitte gib uns kurz bescheid was du davon hältst.“
Ich war, wie gesagt, wütend. Ich war sauer. Ich war empört. Ich war enttäuscht und traurig. Und ich war verwirrt. Reagierte ich vielleicht auch völlig überzogen? Vielleicht war die Drehbuchidee für die Beiden gar nicht so zentral, wie es in der Korrespondenz den Anschein hatte, und ich hatte nur meinem Missfallen bisher noch nicht deutlich genug Ausdruck gegeben. Ich schlief ein paarmal drüber und dann nahm ich mich zu einer sachlichen Antwort zusammen: -
„Liebe X.,
sorry, aber da muss ich noch einmal deutlicher Einspruch erheben: Bei meiner Arbeit [...] möchte ich mich definitiv nicht filmen lassen. Das ist mir nicht nur
1. zu privat, sondern auch
2. politisch nicht recht, wenn ich mich mit meinem Museum z.B. anti-Strache-mäßig aus dem Fenster hänge, und jeder Pro-Strache-Trottel weiß, wo er mich finden kann, und ohne sich dazu erst persönlich an mein Museum wenden zu müssen, und
3. ist es auch einfach banal, denn wenn es in dem Film vorkommt, dass das Museum keinen Eintritt kostet und die Werke da auch nicht zum Verkauf sind, weiterhin zwar eine Spendendose da steht, aber auch nur sehr selten BesucherInnen kommen, dann kann sich jedeR leicht selbst ausrechnen, dass ich von dem Museum nicht Leben kann, und also daneben arbeiten gehen muss.
Und 4. steckt, glaube ich, bei Euch eh eine falsche (Bild-)Vorstellung dahinter: Denn da ich dort immer von 17 bis 23 Uhr arbeite, ist es auf meinem Heimweg von dort z.B. immer auch stockdunkel.
Ich hoffe, das ist jetzt für Euch kein unüberwindliches Hindernis. (Beim XY seid Ihr ja auch zurecht gekommen, ohne ihn bei seinen Brotjobs zeigen zu müssen.)“
Und das End vom Lied? Erst kam lange nichts. Dann kam immer noch nichts. Und meine telefonische Nachfrage in der letzten Woche verschaffte mir dann Gewissheit. Sie hätten zu dem Projekt nicht mehr so ein gutes Gefühl. Sie hätten das Gefühl bekommen, ich hätte ihnen das Konzept aus der Hand genommen. Sie würden das ja ehrenamtlich machen, und dann müsse es ihnen schon auch Spaß bereiten. So aber wäre das nicht ihr Ding. Zu einem reinen Werbefilm für mein Museum und ganz in meinem Sinne hätten sie keine Lust.
Ehrenamtlich wollten sie die Geschichte wiederkäuen von der kleinen Freiheit der Kunst, die durch die große Unterwerfung immerhin doch möglich wird. Ehrenamtlich wollten sie mein Museum zur skurrilen Privatangelegenheit und zu einem Hobby degradieren, wie sie in der Welt der Arbeit erlaubt und vorgesehen sind für das, was sie dann „individuelle Vielfalt“ nennen. Ehrenamtlich und also gar nicht auf eigenen Vorteil bedacht, wahrhaft idealistisch wollten sie die Kunst als Freizeitbeschäftigung, mit der man sich einen Traum erfüllt, und mein Museum in einem Rahmen präsentieren, der zuerst ihnen die Arbeit an dem Film und dann den Zuschauern das Betrachten und das Urteilen darüber erleichtert hätte. Ganz Idealisten, waren sie sich dabei wirklich nicht bewusst, dass es, wo von Arbeit die Rede ist, immer um Domestizierung geht; und bei ihrer filmischen Domestizierung meines ungewöhnlichen und widerspenstigen Museums ums Sporen verdienen und um die Bewerbung für die zukünftigen, die höheren, die nicht mehr nur ehrenamtlichen Aufgaben. Aber dass es schädlich für die eigene Laufbahn hätte werden können, wenn sie einen Film gemacht hätten „ganz in meinem Sinn“, sprich: wenn sie diesem Kunstprojekt oder Museum mit ihrem Film gerecht geworden wären, einen „reinen Werbefilm“ gar gedreht hätten für dies - ja, was weiß ich? - vielleicht nicht ganz herrschaftsunkritische und subversionsfreie Terrain - dass das schädlich hätte werden können für die eigene Laufbahn, das sagte ihnen sofort ihr Instinkt.
Dieses Butterbrot kommt mir nun also doch nicht ins Museum. Aber mein Museum will ja auch gleich die ganze fucking Bäckerei.
06. März 2010
Parallelgesellschaften hinter Klostermauern
Beinahe täglich kommen jetzt in Österreich und Deutschland neue Fälle ans Licht von Sadismus und Grausamkeit, von Folter, Kindesmissbrauch und Kinderpornografie in kirchlichen Einrichtungen. In Deutschland sind bereits 18 der 27 Bistümer offiziell von den Vorwürfen betroffen, und normalerweise geht man ja, was diese Dinge angeht, immer von einer hohen Dunkelziffer aus, so dass sich nun wirklich nicht mehr von Einzelfällen sprechen lässt. Angesichts dieser Systematik in der kirchlichen Pädagogik müsste man diese ganzen Klosterschulen, Internate und Kinderchöre eigentlich als Einrichtungen einer kriminellen Vereinigung behandeln, sie verbieten und zusperren. Aber da ist in Österreich das Stillhalteabkommen zwischen Kirche und Staat, da ist in Österreich das Konkordat vor.
Der Wiener Kardinal Schönborn fordert jetzt „ein einheitliches Vorgehen“ in allen kirchlichen Einrichtungen in Bezug auf den Missbrauch ihrer Zöglinge. Er will damit den Bock zum Gärtner machen, denn dieses „einheitliche Vorgehen“ in den kirchlichen Einrichtungen gibt es, wie sich jetzt beinahe täglich herausstellt, schon längst.
Der Spindelegger, normalerweise als Minister eher zuständig für die Außenpolitik, hat sich heute im Standard für die Kürzung von Sozialhilfe für Zuwanderer ausgesprochen, wenn sie und ihre Kinder nicht an den obligatorischen Deutschkursen und -prüfungen teilnehmen. Er befürchtet „das Entstehen von Parallelgesellschaften“. Diese „Parallelgesellschaften“ gibt es ebenfalls, wie sich jetzt beinahe täglich herausstellt, schon längst.
13. April 2010
Die Besonnenen
In der Debatte um die in kirchlichen Einrichtungen misshandelten Kinder melden sich jetzt ständig jene zu Wort, die zur Besonnenheit aufrufen. Man möge die Vorfälle nicht für Generalangriffe gegen die Kirche funktionalisieren. Solcherlei käme schließlich in allen geschlossenen Anstalten und abgeschotteten Hierarchien vor, nicht nur in den kirchlichen.
Es ist ja aber kein Zufall, dass gerade die Kirche so eine ausgeprägte Affinität zu geschlossenen und nach außenhin abgeschotteten Strukturen hat: zu Klöstern, Internaten, zur Familie …
14. April 2010
Das ist obszön!
Just gestern hatte ich wegen des schwindenden Aktualitätswerts die Fu-Long-Gedenkabteilung im Museum umgehängt und verkleinert. Da kam mir heute im Kurier der folgende Artikel in die Hände:
Als Panda-Museum sind wir empört und stellen unmissverständlich klar:
Es kann nur einen Fu Long geben!!!
22. April 2010
Verfrüht?
Das mit der Verkleinerung der Panda- und Fu-Long-Gedenk-Abteilung im Museum wegen scheinbar schwindender Aktualität war vielleicht noch verfrüht.
Jedenfalls schickte uns eine Sympathisantin jetzt einen weiteren Panda für unsere Sammlung, der sich wie die meisten seiner Artgenossen dort „wirklich alle Mühe [gibt], nicht niedlich zu sein“:
Aufgefunden hatte sie ihn, wie sie im Begleitschreiben weiterhin anmerkt, im Stiegenhaus des Neuen Institutsgebäudes.
Auch in unsrer nurmehr verkleinerten Panda-Abteilung haben wir noch ein geeignetes Plätzchen für ihn finden können.
[Update 01. September 2010]
Alle Einträge aus dem
WM-Tagebuch
sind im
„Literarischen Zeitvertreib“ Nr. 13 erschienen.
… wie z. B. der Eintrag vom …
12. Juni 2010
Argentinien - Nigeria 1 : 0
Ein kampfbewohntes und ausgeblichenes Spiel zweier nahezu ebenbrüstiger Gegner. Und mit Toren, einer schöner als der andere.
… oder auch der hier:
18. Juni 2010
Deutschland - Serbien 0 : 1
Mit großem Interesse verfolge ich die feinen Unterschiede zwischen der österreichischen und der deutschen Fernsehberichterstattung. Während der ORF die Zeit, wenn die Hymnen gespielt werden, schon einmal für Wichtigeres nutzt, nämlich für Werbung, (bei diesem Spiel allerdings nicht,) zeigt das deutsche Fernsehen nicht nur jedesmal das Gesinge, sondern wies heute auch noch darauf hin, auf Videotexttafel Nr. So-und-soviel könne man den Hymnentext bei Bedarf auch mitlesen. Und auch das Team und der ganze Betreuerstab haben vor dem Spiel schön inbrünstig mitgesungen, anstatt sich auf's Wesentliche zu konzentrieren. Und das haben sie jetzt davon …
Der Schiedsrichter hatte sich in den historischen Kontext Deutschland/Serbien gut eingearbeitet, und die absehbaren Härten im Spiel von Anfang an mit gelben Karten unterbunden. Für Klose gab's gleich deren zwei, bzw. Gelbrot. Die dezimierten Deutschen mühten sich in der 2. Halbzeit zwar redlich, den Rückstand auszugleichen, aber nichts mehr hat's genutzt. Hätten sie mal zuvor mehr Zeit mit Taktikbesprechungen und Videoanalysen verbracht anstatt mit Hymnentextlernen und Singübungen.
… und selbstredend auch diese beiden:
04. Juli 2010
Spielfrei
Den spielfreien Tag habe ich genutzt, um meinen WM-Blog mit noch mehr Bildern anzureichern. Danach habe ich mich in den Schatten gelegt, (in WM-Zeiten kommt man ja kaum noch dazu,) und mir mal wieder ein gutes Buch zur Hand genommen.
05. Juli 2010
Spielfrei
Bertrand Russells „Philosophie des Abendlandes“ fertig gelesen. Was das mit Fußball zu tun hat? Ziemlich viel! Ich weiß zwar nicht genau, was. Aber ganz sicher ziemlich viel! Das Buch macht nicht den Fehler der meisten Philosophiegeschichten, die Entwicklungen sozusagen „neutral“ darstellen zu wollen. Russell kritisiert sehr pointiert, schlägt sich konsequent immer auf die Seite der Vernunft und gegen die diversen Essenzialismen, Idealismen und Romantizismen und stellt die Entwicklung der Philosophie - wie das Buch auch im Untertitel heißt - in den „Zusammenhang mit der politischen und der sozialen Entwicklung“. Von daher war ich die ganze Zeit schon auf das Marx-Kapitel gespannt. Es kommt ziemlich gegen Ende des Buches. Der Wälzer ist ja um 1943 geschrieben worden, und nach Marx kam bis dahin nicht mehr viel nach. Nach 1943 im Grunde auch nur, in sofern es Marx ergänzt oder aktualisiert hat. Das Marx-Kapitel hat mich dann aber schon enttäuscht. Zuerst zählt er Marx' Verdienste auf, wie er es in allen Kapiteln tut. Dabei räumt er ein, dass der Marxsche Historische Materialismus ihn selbstredend beeinflusst hätte. Logisch - wir haben ein Buch in der Hand über Philosophie im „Zusammenhang mit der politischen und der sozialen Entwicklung“. Dass die philosophischen „Wahrheiten“ die politischen, sozialen, vor allem wirtschaftlichen Entwicklungen reflektieren, das ist ja Marx pur. Aber an Marx' Ausrichtung an der Arbeiterklasse nörgelt er dann herum. Gegen die Prämisse vom größtmöglichen Glück für die größte Anzahl hatte er noch nichts einzuwenden gehabt. Weiterhin ist Marx ihm zu praxisorientiert. Denn die praxisorientierten Philosophen, meint Russell, neigten dazu, mit der Wahrheit selektiv umzugehen und sie in ihrem Sinne zurecht zu biegen. Einen Beleg bei Marx bleibt er, während er sonst in dem Buch immer sehr schlüssig belegt, schuldig. Und schließlich gefällt ihm vor allem die Marxsche Spielart der Teleologie nicht. Sein Fortschrittsglaube. Dass Marx überzeugt ist, die Menschheit sei auf lange Sicht auf dem Pfad zum Bessern. Ja, sicher, das Buch ist zu einer Zeit geschrieben, als das ganz und gar nicht so aussah. Aber auf lange Sicht - jetzt habe ich auch den Zusammenhang wieder: Der Fußball wird ja z. B. auch immer attraktiver, völkerverbindender, technisch und taktisch besser, dynamischer, schneller.
[Update 27. September 2010]
Das Heft ist bereits ausverkauft,
kann aber jetzt hier wieder
in vollem Umfang bewundert,
bzw. als pdf-Datei heruntergeladen werden.
04. August 2010
Zurück aus Graz
Dort hatte ich auch den Laden eines Weltkriegsandenkengreißlers gesehen:
Es ist ja wissenschaftlich evident und nicht ganz uninteressant, dass sich Leute aus dieser Berufssparte auffällig oft von Überfremdung bedroht sehen.
11. August 2010
Bekanntmachung
Die Geburt des Elefantenbabys in Schönbrunn kann an der inhaltlichen Ausrichtung von „Halbs Mini-Museum“ nichts ändern. „Halbs Mini-Museum“ wird auch weiterhin Panda- und Wiens Gedenkmuseum für Fu Long bleiben.
28. August 2010
Panda-Nachwuchs in Schönbrunn
Die Tatsache, dass es nun schon zum zweiten Mal Panda-Nachwuchs in Schönbrunn gegeben hat, was bisher noch nirgends sonst in europäischer Gefangenschaft geglückt ist, ist nach unserer Einschätzung nicht darauf zurückzuführen, dass Wien auch die einzige Stadt in Europa ist, die mit „Halbs Mini-Museum“ ein Panda-Museum aufzuweisen hat. Allenfalls konnten wir mit unserem Panda-Museum vielleicht ein klein wenig zu einer pandafreundlicheren Atmosphäre in der Stadt beitragen.
Wir haben jetzt den Spagat zu bewältigen, einerseits das Andenken an den abgeschobenen Erstnachwuchs-Panda Fu Long weiter angemessen zu bewahren und andererseits aber auch den bis jetzt noch unbenannten zweiten Nachwuchs-Panda, der nun in die großen Fußstapfen des ersteren treten muss, auf seinem Lebenswege unterstützend aber auch kritisch zu begleiten. Das wird nicht leicht werden, aber mit unserer beinahe schon drei Jahre währenden Panda-Museumserfahrung sehen wir uns für die Aufgabe doch auch gut gerüstet.
15. September 2010
Deutsche Migranten
Dem heutigen Kurier sind sie diesen Aufmacher wert:
Und was steht da im Einzelnen? Sie sind …
> Die meisten -
Das stimmt. Als ich nach Wien kam, hatten wirwirwir den Türken, das war bereits 2004, den Rang als zweitstärkste Zuwanderergruppe soeben abgelaufen. Und seit jetzt vor kurzem auch noch mein Sohn nach hierher übersiedelt ist, können nun auch die SerbenKosovarenMontenegriner mit unsunsuns zahlenmäßig nicht mehr mithalten.
Weiter: Sie sind …
> Am besten integriert -
Stimmt ebenfalls. Besser als die meisten Österreicher jedenfalls. Und …
> „Piefke“ hören sie immer seltener -
Außer freilich, wenn sie sich wie Piefkes benehmen oder sich am End gar noch schwarzrotgold anmalen wie auf dem Kurier-Titelbild. (Aber dann gibt es auch keinen vernünftigen Grund, in den Gesprächen über sie auf das wunderbar passende Wort zu verzichten.)
27. September 2010
Graz hat gewählt
Die Wahlen in der Steiermark haben gezeigt, dass es in Graz so ähnlich ist wie in Wien: Es ist umzingelt, aber bereits auch bevölkert und ansatzweise unterwandert von einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Österreichern.
Aber die Bevölkerung beginnt, sich zu wehren: Die 10 Prozent der Wählerstimmen in Graz für die KPÖ dürften bei den Wahlen in zwei Wochen in Wien nur schwerlich zu toppen sein.
08. Oktober 2010
Ein Gespräch in der U-Bahn
Seit ich meinen Heute-Sticker aus seinem musealen Vitrinendasein befreit habe und ihn wieder am Revers spazieren trage, hatte ich schon einige amüsiert zustimmende Schmunzler geerntet und auch irritierte Blicke. Heute hat mich einer in der U-Bahn auch direkt angesprochen, und zwar mit den Worten: „Der Scheenste bist du aber a nehd …“
Was wollte mir der Mann damit sagen? Wegen des „Abers“ in seinem Satz ließ er sich ja nicht als mitfühlende Zustimmung interpretieren in dem Sinne, dass ich der Scheenste auch deshalb nicht wäre, weil ich das Gratis-Blahdl wohl ebenfalls schon gelesen hätte. Nein, mit diesem „Aber“ in seinem Satz hatte er meiner Entdeckung, dass sich der Konsum dieses Blättchens auch sichtbar in die Physiognomie eingräbt, offenbar etwas entgegen setzen wollen. Ich verstand schon, wie er es meinte, und so wies ich ihn darauf hin: „Das ist ein unzulässiger Umkehrschluss!“ -
„Wos mahnst?“ -
Er hatte mich entweder akustisch oder den Sinn meiner Worte nicht verstanden, und so wiederholte ich es ihm noch etwas lauter und erklärte es ihm: „Das ist ein unzulässiger Umkehrschluss, sagte ich. Da steht ja nehd, dassd schee wirst, wannstes nehd liest.“ - „Ah so mahnstes“, sagte er noch, und dann musste ich aus der U-Bahn aussteigen und so konnten wir das Thema leider nicht noch weiter vertiefen.
11. Oktober 2010
Nach der Wiener Wahl
Strache hat die Wahl gewonnen, und so kommt er leider auch im Fernsehen wieder zu Wort, und ich höre immer nur „Wählerauftrag, der Wählerauftrag ist klar, der klar ersichtliche Wählerauftrag …“
Er will endlich auch einmal beteiligt werden, und dies eben sei für ihn ein klar ersichtlicher Wählerauftrag.
So sans eben, die Despoten: 28 Prozent der abgegebenen Stimmen, bei 60 Prozent Wahlbeteiligung sind das ca. 19 Prozent der Wähler, und wenn man die Leute mitbedenkt, die in der Stadt leben, aber nicht mitwählen durften, (ganz schön viele - das sagt er ja selbst!), dann gibt's also so um die 15 Prozent Vollkoffer in der Stadt, wie die Wahl jetzt gezeigt hat. Und diese 15 Prozent Vollkoffer konstituieren für Strache nun schon einen Wählerauftrag.
Mein Wählerauftrag an die 15 Prozent lautet hingegen, jetzt mal ein paar Jahre lang die Bappn zu halten, oder aber die Stadt zu verlassen, und an die andern 85 Prozent, Schluss zu machen mit der bisherigen halbherzigen Ausgrenzung, und die 15 Prozent, wenn sie die Bappn nicht halten, endlich einmal handfest zu verbannen aus unserer bisher noch recht lebenswerten Stadt.
18. November 2010 ff.
Wieder zurück in Wien
Wieder zurück von meiner Weiterbildungs- und Museums-Kombitour-Anknüpfungsreise nach Portugal, habe ich die wichtigsten hiesigen Neuigkeiten so interpretiert:
Was der scheidende türkische Botschafter Österreich ins Stammbuch geschrieben hat, von wegen struktureller und gesellschaftlich weit verbreiteter Rassismus und dgl., das war entweder die reine Wahrheit, oder übertrieben, oder es hatte mit der Wirklichkeit rein überhaupt nichts zu tun.
Wie das offizielle Österreich, seine Minister und Schmierblätter darauf reagierten, sprach dann aber ganz eindeutig für die erste der drei Möglichkeiten.
Der Formel-1-Weltmeistertitel für den sympathischen Herrn Vettel bringt seinem österreichischen Sponsor, einem bekannten Hersteller bappsiaßer Flüssigkeiten, so hörte man, eine neunstellige Gewinnsumme ein. Wie geht sich das aus?
Kaufen sich die Anhänger des lärmenden und luftverpestenden Sports das Zeug jetzt megatonnenweise und füllen es sich, einem Missverständnis aufsitzend, in die Autotanks?
Das wär' zu schön, um wahr zu sein! Eine Ruh wär' erstmal auf der Straßn und die allfälligen Neubestellungen von Motoren und kompletten Neuwagen wären gewiss auch ein nützlicher Impuls für die Wirtschaft.
Und noch ein paar nachgetragene Notizen von der Reise nach Portugal:
Das Wichtigste vorneweg: Als wir dort waren, hatte der FC Porto Benfica mit einem 5 : 0 eine saftige Packung verpasst. Aus den ausführlichen Analysen konnte ich mitnehmen, dass es die Rapidler, wenn sie demnächst in der Europa-Ligue gegen Porto spielen, unbedingt vermeiden sollten, schon ab der 15. Minute wegen einer Roten Karte in Unterzahl zu spielen, denn zehn Mann 75 Minuten lang an die Wand spielen können die, wie sich jetzt gezeigt hat, tatsächlich mehr als gut!
Der Portugiese an sich, wenn er einen oder mehrere hohe und steile Hügel oder Berge sieht, ruft dann offenbar gleich aus: Da muss eine Stadt hin! Was sind wir gestiegen bergauf und bergab! Höhenmeter ohne Ende.
Ein angenehmes Land, mit entspannter Atmosphäre. Nur gegen den allgegenwärtigen inbrünstigen Katholizismus müsste man, würde man dort leben, dringend etwas unternehmen.
Was der Portugiese gar nicht gern hört: Dass Lissabon das Habana Europas ist. Dass Porto das Lissabon Nordportugals ist. Dass das Portugiesische und das Spanische zwei Dialekte derselben Sprache sind. Dass die altehrwürdige Universität in Coimbra in plump protziger Nazi-Architektur ausgebaut wurde, in den 1940-ern, so ungefähr wie das Münchner Haus der Kunst. Dass der Sebastian nicht kommen und alles in Ordnung bringen wird, weil er nämlich schon lange und unwiderruflich tot ist. Dass der Fado so heißt, wie er heißt, weil er halt wirklich extrem fad ist.
Wie die letzten Monarchen in Portugal in ihrem Alltag so gelebt haben, kann man im ehemaligen Königspalast in Lissabons Stadtteil Belem studieren. Die Einrichtung ist von ausgesuchter Geschmacklosigkeit oder will vielleicht auch bloß den hochprozentig deutschadligen Einschlag des dort ansässig gewesenen Herrschergeschlechts illustrieren.
In die Stimmung eines Trauerns um die vergangene Größe und den verlorenen Status einer Weltmacht, wie er sich noch relativ ungebrochen in den vielen Entdecker- und Seefahrermonumenten wiederspiegelt, konnte ich mich als Prototyp eines Österreichers natürlich sofort einfühlen.
Der Atlantik ist im November noch rauer als er es in anderen Monaten eh schon ist. Zuweilen wartet er dann mit acht Meter hohen Sturmfluten auf, die in den betroffenen Küstendörfern, wie in den Fernsehnachrichten zu sehen war, als eine willkommene Abwechslung begrüßt werden vom sonst so putzig daherschwappenden Einerlei.
Was in Wien die Saatkrähen sind, das sind in Porto die Möwen. Eine erdreistete sich glatt, mir ein vollgerotztes Papiertaschentuch, das ich ihr dazu bereitgelegt hatte, auf unverschämte Weise und blitzschnell zu entwenden. (Na ja, so deppert san die Wiener Saatkrähen nun aber nicht.)
Anreise nach Porto und nicht die Haare schneiden am OFICINA DO CABELO 1930, ist nicht die Einhaltung der Tradition der Stadt. So stand's auf Deutsch und Wort für Wort am Eingang zu dem altehrwürdigen Friseurgeschäft in Porto zu lesen. In meinem „Philosoph auf Reisen“ hatte ich einmal den Grundsatz formuliert: „Gehe nie zum Friseur in der Fremde!“ Die schwierige Abwägung zwischen beiden Grundsätzen wurde entsprechend eines nicht Nichteinhaltens der Tradition der Stadt Porto entschieden, und ich muss sagen, ich habe es nicht bereut.
Der berühmte Portwein kommt ja überhaupt nicht aus Porto!
Cristiano Ronaldo arbeitet ja normalerweise in Spanien. Aber manchmal kommt er auch zu Werbeaufnahmen nach Portugal. Er macht dann zum Beispiel Werbung für die Banco Espirito Santo. Eine Bank vom Heiligen Geist! Solch ein Aberglauben kann zuweilen auch übel ausgehen! Wenn da mal nicht bald realwirtschaftlich eine Riesenpleite ins Haus steht!
Die strikte Nichtraucherpolitik in den Gaststätten lässt sich angesichts des relativ milden Klimas, das es auch im November noch erlaubt, draußen zu sitzen, relativ leicht verschmerzen. Und es gibt auch ein paar wenige kleine Bars, in denen es nichts zu Essen gibt, und in denen dann auch noch weiterhin geraucht werden darf.
Aber die beste Lokalität war natürlich, weil man dort rauchen und essen konnte, … ein Geheimtipp!!! Mit den Geheimtipps in den Reiseführern und auf einschlägigen Internetseiten ist es natürlich so eine Sache …
Deshalb nur soviel: Das allerbeste Lokal Portugals, und zwar nicht nur, weil dort geraucht und gegessen werden darf, befindet sich in einer gewissen portugiesischen Stadt, in der Nähe eines verblüffend leichten Steins, und ferner gibt es dort eine alte Frau, die einen Gluschter hat. (So müssen Geheimtipps formuliert sein!)
01. Dezember 2010
Halb und Zahlen
Au weia! Flyer sind da im Umlauf für die Gala am 4. Dezember „4 Jahre Halbs Mini-Museum“, obwohl es erst seit drei Jahren existiert. Und in einem Interview auf Wolof über mein Museum war mir, wie zum Ausgleich diesmal nicht hoch-, sondern tiefstapelnd, die Äußerung entwischt, mein Museum gebe es jetzt seit ca. zwei Jahren …
Ich weiß nicht, ob es altersbedingt oder mit einer generellen Wurschtigkeit gegenüber harten Fakten zu erklären ist, jedenfalls sag ich's jetzt hier mal für die Zukunft und alle möglichen Fälle: Konkrete Zahlenangaben, wenn sie von mir kommen, sind immer und generell und nur mit großer Vorsicht zu genießen.
06. Dezember 2010
Drei Jahre Halbs Mini-Museum
Die Gala „Drei Jahre Halbs Mini-Museum“ vor zwei Tagen war nicht so der große Erfolg. Ich hatte mal wieder den Falter eingeladen, sich selber ein Bild von dem Museum zu machen, aber er zog es vor, die Gala in seinen Veranstaltungshinweisen abzudrucken, und hat mir zwei Besucher beschert, von denen der eine nach einem Kurzrundgang gleich wieder irritiert von dannen zog und der andere sich doch wenigstens ausgiebig am Buffet gütlich tat. Die Kochkunst war ja auch das einzig Überzeugende an dem Abend. Zum Vortrag „Wie ticken die?“ muss ich selbstkritisch einräumen, dass ich auch schon besser gesprochen habe. Die geringe Besucherzahl - am ganzen Abend gezählte neun - hatte mir wohl auf den Magen geschlagen. Das Filmprogramm, besonders die Wiener Erstaufführung von „Zwillinge“, war nach Aussage einer Besucherin „die reine Zumutung“. Für den ganzen Abend zog ein anderer Besucher das treffende Fazit: „Dieses Projekt hier ist aber auch schon so was von tot!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Von der Mäßigkeit des Vortrags „Wie ticken die?“, in dem es ums Wesen der FPÖ-Wähler geht, können Sie sich hier selbst überzeugen.
(mp4-Download; Kamera: B. Glawion;
38 min., 19 sec.; 239 MB)
Das den Abend abschließende Filmprogramm, besonders die Wiener Erstaufführung des Films „Zwillinge“ von 1985 (Standbild), war nach Aussage einer Besucherin „die reine Zumutung“.
24. Dezember 2010
Buchtipp
Was ich schon lange einmal tun wollte: Die Feiertage, die Zeit „zwischen den Jahren“ und meine Kunstpause nutze ich dazu, Karlheinz Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ zu lesen. Wie lange ich zu den zehn dicken Bänden wohl brauchen werde? Vielleicht lese ich ja auch quer. So schätzungsweise Mitte bis Ende nächsten Jahres melde ich mich dann wieder.
27. Dezember 2010
Wien ist vom Abstieg bedroht
Der Standard schreibt heute in einer Serie über die Kulturpolitik in den österreichischen Ländern in einer ersten Folge über Wien: „Metropole mit Defiziten … Es drohen Imageverluste … Die Kulturbudgets der Länder stagnieren - bestenfalls … Auch in Wien sieht die Situation wenig erbaulich aus. … Im Ranking der globalsten Städte 2010 … liegt Wien auf Platz 18. In der Kategorie Kultur fiel die Donaustadt von Platz 16 auf Platz 27 zurück … `Gerade eine Stadt, die sich als eine der Kulturstädte schlechthin bezeichnet, muss sich wesentlich kompletter aufstellen, sonst verlieren wir den Anschluss.´ [Robert Kremlicka von A. T. Kearney Österreich]“
Als Betreiber eines Wiener Museums möchte ich dazu anmerken: Es liegt gar nicht nur an der Höhe der Subventionen. Subventionen sind nicht alles. Subventionen sind nur nötig im Bereich der staatlichen Hochglanzkultur. Es liegt vor allem auch am Wiener Publikum. Gerade auch das Publikum in dieser „Kulturstadt schlechthin“ ist unserer Erfahrung nach an der Kultur in der Stadt gar nicht so besonders stark interessiert.