Manifest für den Literarischen Salon

(laut und mit möglichst viel Pathos zu lesen)


Der Literarische Salon muss die „Kunst-Frage“ klären! Die Künstler und Künstlerinnen sollten all ihr Mühen aufzuwenden haben, um sich nachher ihren Mythos noch bewahren zu können.

Der Literarische Salon muss Politik und Organisierung betreiben. Politik ist es, Organisierung zu hintertreiben, und der Organisierung geht es so mit der Politik. Politik und Organisierung zu betreiben: Das wird schwer!

Der Literarische Salon wird über bestimmte Literaten bilden. Erst werden Vorbilder gesucht, damit später Idole gestürzt werden können.

Der Literarische Salon muss Kunst praktizieren, damit Kunst dort überhaupt erst kritisiert werden kann.

Der Literarische Salon wird für Sprache sensibilisieren. Sprache! Sensibilisieren auch und grade für die Sprache wenn sie kracht und dröhnt und scheppert wie in diesem Fall.

Der Literarische Salon, er muss und wird.
Nun aber nein doch weiter auch ja weil!

Dada werden wir uns wohl beschränken müssen.
Eins oder zwei der Ziele sind heut genug.

Nein sag ich, nein!
Von Wert sind nur die Werte.
Zu leben und zu lernen wenn nicht sonst,
so doch im Literarischen Salon:

Sorgfalt wenden an ein Thema, was nichts heißt, als Sorgfalt wenden an den Mensch.
Den Standpunkt wechseln!
Gewissheiten in Frage stellen.
Verbindlich sein. Flexibel.
Tolerant. Und konsequent intolerant, wo es am Platze ist.
Individuell sein und ein Kollektiv.
Subversiv sein. Witzig. Meinetwegen nicht frei von Humor.

Freilich:
Sich zu fragen, warum nun diese Werte und nicht andere –
das wär’ dann Philosophie.

Ja, auch Philosophie!
Niveauvoll sich zu amüsieren.
Gut zu essen und zu trinken
muss er bieten, der Literarische Salon.
Das vor allem muss er bieten!

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