In vielen Künsten zuhause:
Videoüberwachung, interaktiv -
24 Stunden in Halbs Mini-Museum
Eine Installation am 02. 04. 2010
I. Die Installation
Am Freitag, 2. April 2010 hält eine Kamera - im Bild ganz oben - für 24 Stunden lang das Geschehen im Hauptraum von „Halbs Mini-Museum“ in einem Zeitrafferfilm fest.
In dem Bildschirm darunter ist das aufgezeichnete Bild immer auch zu sehen. Genauer gesagt wird dieses Fernsehbild alle 30 Sekunden für eine gewisse Zeitlang schwarz, (die Dauer hängt von der Beleuchtung im Raum und der entsprechenden Belichtungszeit ab,) und dann weiß man, dass die Kamera jetzt wieder ein Einzelbild für den Zeitrafferfilm aufgezeichnet hat.
Auf Wunsch kann man sich in den Intervallen dazwischen also auch dem Aufgezeichnetwerden entziehen, und sich in die anderen Museumsräume oder in die toten Winkel rechts und links neben der Installation begeben, und sich dort auf den Sesseln niederlassen und von da „ungesehen“ das Entstehen des Films auf dem Bildschirm mitverfolgen.
Damit dieses aber nun nicht alle BesucherInnen tun - denn mit einem allgemein verbreiteten und gewiss nicht unberechtigten Unbehagen gegenüber der allgegenwärtigen Überwachung per Video ist zu rechnen, und dann würde der Film fad - wird von unserer Kochkunstabteilung unmittelbar vor der Kamera und dem Bildschirm noch ein „Köder“ ausgelegt: Eine kalte Platte gibt es da mit einem Sortiment verschiedener Schinkenröllchen. Und auch an die christlichen, (denn es ist Karfreitag …,) an muslimisch oder jüdisch sozialisierte oder vegetarische BesucherInnen ist mit ein paar anderen, ebenfalls recht ansehnlichen Lockspeisen gedacht.
Dieses ist nun also der Plan, als um ziemlich genau 0 Uhr an diesem 2. April 2010 die Videoaufzeichnung gestartet wird.
Für den Film wird eine Uhr im Museum aufgehängt.
II. Bis zum Morgen
Ab ca. 2 Uhr nachts erlischt das Leben im Museum.
Die Morgendämmerung und die Zeit bis zum Sonnenaufgang erbringen dann beinah schon idyllische Bilder für den Film. Auch in seinem weiteren Verlauf werden die wechselnden Stimmungen des Tages- und Kunstlichts ein reizvolles Resultat aus dem Filmexperiment sein.
III. Vorbereitungen
Über Stunden, im Film etwa 30 Sekunden, geht es dann relativ eintönig weiter. Denn bis 15 Uhr, bis ein paar Gäste erwartet werden, ist im Museum noch viel zu tun.
IV. Gäste
an diesem Besuchsfreitag. (Fotomontage)
Während zweier Stunden, im Film etwa 12 Sekunden lang, sind Gäste im Museum.
Die transparent-demokratische Überwachungstechnologie bringt nun die jeweiligen Vorlieben an den Tag. Der Eine mag sich lieber nicht filmen lassen und hält sich bevorzugt außerhalb des Kamerawinkels auf. (Wie das Bild zeigt: Auf dem Film sind sie aber alle!) Der Andere nimmt im Gegenteil das Angebot wahr, sich für ein paar Minuten vor laufender Kamera zu produzieren, und ist im Film nun nicht bloß als Einzelbild und flüchtiger Schatten, sondern als wirkliche Person zu erkennen.
ungesehen in den toten Winkel zu gelangen.
wird angenommen.
V. Der komplette Film
Oder sich selber mit Start- und Stoppbutton Einzelbilder herausfischen.
VI. Letzter Akt
Den ursprünglichen zeitlosen Zustand im Museum wiederherzustellen, brauchte Victor Halb, wie hier dokumentiert wird, mehr als 20 Minuten.
Die letzten Bilder des Tages