Projekt „Den Nachlass ordnen“ (4)
Super-8-Filme, die Zweite:
Restauriert, remixed
Restauriert
Meinen ersten halbwegs ernstzunehmenden Film hatte ich 1977 gemacht, also mit 14 Jahren. Das Super-8-Original von „Skateboard“ war oft durch den Projektor gelaufen und auch so einige Male gerissen. An mehreren Stellen hatte sich dabei die Magnettonspur vom Film gelöst und so hatte er zahlreiche Tonaussetzer. 2019 habe ich in der digitalisierten Version des Films die Filmmusik so gut es eben ging restauriert.
In einer Anmerkung im Werkverzeichnis wird geschildert, wie das damals ablief, wenn man einen Super-8-Film nach einer Musik schneiden wollte: Man brauchte einen Cassettenrecorder mit Stopptaste, Stoppuhr, Stift, Papier, notierte sich die Dauer der Musikabschnitte. „Dann abgleichen, ob es sich mit der Gesamtlänge ausgeht. Abgelesene Werte angleichen, auf dass es sich ausgeht. Dies korrigiert aber noch nicht die berüchtigten `Gleichlaufschwankungen´ beim Überspielen. (Denn die volle Filmspule wird etwas langsamer transportiert als die leere, und auf die Dauer summiert sich das.) Deshalb muss man beim Überspielen auch noch nach geeigneten Stellen suchen, um per korrigierter Musiküberblendung diesen Effekt wiederum auszugleichen …“
Remixed
Weiter aus dem Nähkästchen: Die Super-8-Originale hatten zwei aufgeklebte Magnettonspuren, eine Haupttonspur und eine zweite, dünnere Neben- oder Ausgleichstonspur. Auf ersterer befand sich dann zum Beispiel die Filmmusik, die Dialoge oder der Kommentar, auf der zweiteren zum Beispiel die nachsynchronisierten Geräusche.
Weil die zweite Tonspur notorisch immer zu leise war und weil man ja auch nicht die Sprache und Musik aus der einen Box hören sollte und die Geräusche aus der anderen, war es bei Vorführungen ganz normal, dass man erstens den Projektor auf Mono stellte und zweitens die Tonbalance etwas zugunsten der leiseren Ausgleichstonspur verschob.
Wenn man nun aber einen Super-8-Film digitalisieren lässt, dann gibt es diese Korrekturen erst einmal noch nicht: Die Musik kommt dann aus dem linken Lautsprecher, die Geräusche oder sonstigen Tonergänzungen kommen, oft zu leise, aus dem rechten. Von daher ist es keine Verfälschung des Originals, wenn man den Ton der digitalisierten Filme noch einmal neu abmischt, sondern eine Angleichung an die korrigierenden Toneinstellungen am Projektor, die es auch zu den Super-8-Zeiten immer schon gegeben hatte.
Tja, und ob man dann, wenn man schon einmal dabei ist, neu abzumixen, auch kleine Tonfehler entfernen darf oder sollte, Mikroeinschaltkratzer und dergleichen, das ist dann je nach Standpunkt entweder eine hochmoralische oder auch nur eine Geschmacksfrage. Ja, ich hab das auch getan …